Biermann’s Restaurant (1994) | |
Da wir auch dem bourgeoisen Plaisier nicht abhold sind, wurde natürlich auch der Gourmet-Tempel der Soester Schickis und Mickis, das Restaurant Biermann, einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Zunächst einmal aber waren wir deeply shocked, als wir beim Betreten merkten, dass wir wohl strongly underdressed waren. Unser Jeans-Outfit stieß wohl bei den anderen Peoples, die diese abgespacete Location visiteten, unangenehm auf, denn die trugen Clothes, gegen die unser Dress ganz schön weak war. (Ihr merkt schon, wer der angelsächsischen Zunge nicht kundig ist, kann einpacken.) Doesn’t matter, jetzt waren wir schon einmal hier und mussten da durch, auch wenn wir von den übrigen Gäs-ten etwas argwöhnisch betrachtet wurden. Das war ganz schön krass!
Als wir möglichst unauffällig versuchten, an einen der Tische im Bistro zu gelangen, meinte man plötzlich, dass jegliches Gespräch verstummte und alle Augenpaare angewidert und ungläubig an jeder unserer Bewegungen hafteten. Das war es also, das Flair der Upper Class! Jeder, der schon einmal eine Erektion an einem FKK-Strand hatte, weiß, wie wir uns in diesem Moment fühlten. Nachdem wir uns auf einer der Sitzbänke niederließen (die im übrigen aussehen wie die in Schulbussen), wagten wir es, nach einigen Minuten der Regungslosigkeit einige Blicke in die Runde zu werfen und hatten dabei Gelegenheit, Räumlichkeiten und Gästeschar einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Ach, da fällt mir ein: wusstet Ihr eigentlich, dass ein Wal gar kein Fisch ist, sondern ein Säugetier? ... aber das nur am Rande. Interessante Gespräche vom Nachbartisch drangen währenddessen zu uns herüber: "Aperitif? Nein danke, nicht vor dem Essen!" oder "Besonders Goethes Klavierwerke faszinieren mich". Wenn Leute, deren Fremdsprachenkenntnisse gerade einmal reichen, um "Chili con Carne" oder "Salzburger Nockerln" zu bestellen, den Anschein zu erwecken versuchen, die vollständig in italienisch abgefasste Speisekarte mühelos zu verstehen, dann kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, als ob viele Gäste nicht hierher kommen, um gepflegt zu speisen, sondern nur, um gesehen zu werden, wie sie gepflegt speisen. Zur Degustation orderten wir Spaghetti di Pepe, Lammfilet an Spitzengemüse und zum Dessert Zabaione mit Pistazieneis. Die Garzeiten hierbei waren punktgenau, die Gemüse al dente, die Saucen natürlich und leicht. Obwohl der Oberkellner mehr Nahrung unter dem Fingernagel hatte als wir auf dem Teller, müssen wir einräumen, dass das Wenige, was wir bekamen, nicht wuop-wuop, sondern ganz hervorragend schmeckte, wenn es auch in keiner nachvollziehbaren Relation zum Preis stand. Der ständig katzbuckelnde und kratzfüßige Ober allerdings, der uns mit seinen gestrengen Blicken unmissverständlich deutlich machte, dass wir wohl fehl am Platze waren, tat sein Bestes, dass wir uns hier nicht recht wohlfühlen wollten. Bleibt nur noch zu sagen, dass wir hier
wohl das erste und letzte Mal waren, aber trotzdem die Fertigkeiten des
Küchenmeisters anerkennend erwähnen wollen.
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