Biermann’s Restaurant (1994)  
 
Thomästraße 17
Tel.: 02921/13310
www.biermannsoest.de

Da wir auch dem bourgeoisen Plaisier nicht abhold sind, wurde natürlich auch der Gourmet-Tempel der Soester Schickis und Mickis, das Restaurant Biermann, einer eingehenden Untersuchung unterzogen.

Zunächst einmal aber waren wir deeply shocked, als wir beim Betreten merkten, dass wir wohl strongly underdressed waren. Unser Jeans-Outfit stieß wohl bei den anderen Peoples, die diese abgespacete Location visiteten, unangenehm auf, denn die trugen Clothes, gegen die unser Dress ganz schön weak war. (Ihr merkt schon, wer der angelsächsischen Zunge nicht kundig ist, kann einpacken.) Doesn’t matter, jetzt waren wir schon einmal hier und mussten da durch, auch wenn wir von den übrigen Gäs-ten etwas argwöhnisch betrachtet wurden. Das war ganz schön krass!

Nachdem wir uns, geblendet vom gleißenden Widerschein des Lichts in Unmengen von Chrom und Glas, zu einem freien Tisch vorgetastet hatten, kam auch schon hurtigen Schenkels ein Ober, um uns die Karte zu überreichen. Nach einem kurzen Blick auf die angebotenen Gerichte und deren Preise spielten wir schon mit dem Gedanken, die weiteren Tests ausfallen zu lassen, will allein schon dieser Besuch unser Budget aufgebraucht hätte, aber unser ausgeprägtes Pflichtgefühl zwang uns dazu, weiterzumachen. Doch damit es für die nächsten Tage wenigstens für ein Schnabeltässchen Haferschleim reichte, entschieden wir uns kurzfristig, das nebenan gelegene Bistro Biermann aufzusuchen.

Als wir möglichst unauffällig versuchten, an einen der Tische im Bistro zu gelangen, meinte man plötzlich, dass jegliches Gespräch verstummte und alle Augenpaare angewidert und ungläubig an jeder unserer Bewegungen hafteten.

Das war es also, das Flair der Upper Class! Jeder, der schon einmal eine Erektion an einem FKK-Strand hatte, weiß, wie wir uns in diesem Moment fühlten. Nachdem wir uns auf einer der Sitzbänke niederließen (die im übrigen aussehen wie die in Schulbussen), wagten wir es, nach einigen Minuten der Regungslosigkeit einige Blicke in die Runde zu werfen und hatten dabei Gelegenheit, Räumlichkeiten und Gästeschar einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Ach, da fällt mir ein: wusstet Ihr eigentlich, dass ein Wal gar kein Fisch ist, sondern ein Säugetier? ... aber das nur am Rande.

Interessante Gespräche vom Nachbartisch drangen währenddessen zu uns herüber: "Aperitif? Nein danke, nicht vor dem Essen!" oder "Besonders Goethes Klavierwerke faszinieren mich". Wenn Leute, deren Fremdsprachenkenntnisse gerade einmal reichen, um "Chili con Carne" oder "Salzburger Nockerln" zu bestellen, den Anschein zu erwecken versuchen, die vollständig in italienisch abgefasste Speisekarte mühelos zu verstehen, dann kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, als ob viele Gäste nicht hierher kommen, um gepflegt zu speisen, sondern nur, um gesehen zu werden, wie sie gepflegt speisen.

Zur Degustation orderten wir Spaghetti di Pepe, Lammfilet an Spitzengemüse und zum Dessert Zabaione mit Pistazieneis. Die Garzeiten hierbei waren punktgenau, die Gemüse al dente, die Saucen natürlich und leicht. Obwohl der Oberkellner mehr Nahrung unter dem Fingernagel hatte als wir auf dem Teller, müssen wir einräumen, dass das Wenige, was wir bekamen, nicht wuop-wuop, sondern ganz hervorragend schmeckte, wenn es auch in keiner nachvollziehbaren Relation zum Preis stand.

Der ständig katzbuckelnde und kratzfüßige Ober allerdings, der uns mit seinen gestrengen Blicken unmissverständlich deutlich machte, dass wir wohl fehl am Platze waren, tat sein Bestes, dass wir uns hier nicht recht wohlfühlen wollten.

Bleibt nur noch zu sagen, dass wir hier wohl das erste und letzte Mal waren, aber trotzdem die Fertigkeiten des Küchenmeisters anerkennend erwähnen wollen.

Atmosphäre:  wie beim Galadiner eines Tennisclubs
Gäste: Tengelmann-Filialleiter und Abteilungsleiter bei Actebis, deren Frauen so aussehen wie Elisabeth Volkmann in "Klimbim"
Musik: grausamer Italo-Pop
Einrichtung: wie im Schulbus 646 von Ampen nach Soest
Toilette: moderner Cyberspace-Lokus
Preise:  wie die Ablassbriefe zu Luthers Zeiten
Bewertung: 
 
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