Casablanca | |
Ein zünftiges "Zicke Zacke, Zicke Zacke, Hoi-hoi-hoi" schallte den wackeren Testern entgegen, als sie das legendenumwobene Casablanca betraten. Die munteren Rufe aus den Kehlen dutzender trunkener, biederer Familienväter stimmten uns gleich auf einen Abend ein, der im weiteren Verlauf noch an unaussprechlichem Grauen zunehmen sollte. Doch es war unser Karma und wir mussten uns ihm stellen, wollten wir dies Werk zu Ende bringen. Die derben Tischgenossen, die uns eben so freundlich begrüßt hatten, scharten sich um den Tresen, wohinter der beleibte Wirt einen Fernseher platziert hatte, um sich irgendein furchtbar wichtiges UEFA-Cup-Spiel anzusehen, das sie ganz offensichtlich maßlos faszinierte. Die Tatsache, dass uns der Gastwirt keine Beachtung schenkte, bot die Gelegenheit, den Schankraum einmal genauer in Augenschein zu nehmen: geschmückt von BVB- und Bayern-München-Wimpeln, von Deutschland-Fahnen und kitschigen Bildern, die sonst in Jugendzimmern 15-jähriger Mädchen die Wände zieren, erinnerte der Innenraum an "Deutsches Kneipe" in El Arenal.
Toppits, innen geschmacklos!") oder Muskelshirts und beflankt von ihren Ehefrauen, die eingezwängt in lila Leggins auf dem Schoß von Männe sitzen, wirkten sie so außergewöhnlich wie ein Golf auf einer deutschen Autobahn oder Gunter Phillip in einem Lustspiel von 1975. Normal ist hier eigentlich alles: von den Getränkepreisen über die Toilette bis hin zur Musik (Experimenteller Rock von A-Ha, Roxette oder Genesis), die durch eine Musikbox, bedient von den Gästen, produziert wird. Um schließlich alle Eindrücke
zusammenzufassen, genügt ein Wort: Gewöhnlich, und das im doppelten
Wortsinne. Humphrey Bogart würde im Grab rotieren.
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