Pesel | |
Generationen von Eltern haben sich kopfschüttelnd gefragt, was 16-jährige Jugendliche dazu bewegt, sich dreimal die Woche in Horden in einem Raum, so groß wie die Besenkammer in einem deutschen Reihenhaus und so laut wie ein Fernseher im Gemeinschaftsraum eines Altenheimes zusammenzurotten. Klare Antwort: mindestens 3 Promille! Es ist nicht einfach zu erklären, wie eine Kneipe, die bei Tageslicht betreten wohl selbst Autisten schreiend weglaufen ließe, seit Jahrzehnten Kultcharakter genießen kann. Aber das Pesel ist aus der Soester Kneipenszene nicht wegzudenken und hat sich auch zu Recht bisher erfolgreich behauptet. Ist es das flinke Zapfteam, das den Alkohol im Akkord in die Gäste kippt? Die Musik, die stets einen interessanten Mix aus Punk-Rock, NDW, Heavy Metal und manchmal gar Schlager ergibt? Ist es das Gedränge, das dafür sorgt, dass man mit ebenso viel Bier am wie im Leib den Weg nach Hause antritt? Oder ist es die bunt gemischte Gästeschar, die spätestens um 01:00 Uhr Partylaune einziehen lässt? Nun egal, was es auch sei, ein Abend im Pesel ist im jeden Falle ein Erlebnis!
und der Füllstand auch bis zum Schlussakkord von „New York, New York“ willig gesteigert wird! Für in Soest Herangewachsene war und ist diese kleine Pinte sicherlich ebenso prägend wie das erste Mal „Fresse dick“ auf dem Schulhof oder erste Fummelversuche im Zeltlager am Möhnesee. Kaum ein Soester Backfisch, der nicht schon mal zu "Sheena is a punk rocker" durch Lachen von Bier und Erbrochenem zum Klo gekrochen ist. Hatte man hier früher das Pech, Wasser abschlagen zu müssen, war vorsicht geboten: man musste aufpassen, dass einem auf der üblen Latrine nicht die schäferhundgroßen Kakerlaken ans Bein sprangen und mit ganzen Körpergliedern von dannen zogen. Gerade das wäre ausgesprochen ungünstig gewesen, da man mindestens ein Bein brauchte, um die seit Ewigkeiten defekte Tür von innen zuzuhalten, damit einen nicht irgendeine hackenstramme Knallcharge mit blankem Hintern überraschte! Wem das an solch einem Abend noch nicht den Rest gegeben hatte, der hatte die Rechnung noch nicht mit der stickigen Atmosphäre und den Temperaturen, die nur ein Stahlkocher zu ertragen vermochte, gemacht. Die verweichlichte Generation von heute hingegen darf im klimatisierten Raum meteorologisch korrekt versacken und sich in frisch gekachelten, aseptischen Sanitärräumen übergeben. Obwohl das Pesel durch diese Annehmlichkeiten einen Teil seines alten Charmes eingebüßt hat, verdient es trotzdem die Höchstwertung... P.S.: Liebes Pesel, Danke, dass Du in den schweren Tagen meiner Jugend stets ein offenes Bier für mich hattest und danke für den Tinnitus, der mich nunmehr schon 16 Jahre als treuer Freund begleitet! Wie bei Muttern, nur lauter…
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