Zum fidelen Bauern

 

Niederbergheimer Str. 10

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"Zum fidelen Bauern" oder "Die köttige Kommödie"
Ein Trauerspiel in 3 Akten.

Prolog

Weh mir, lieber Leser, höret an dieser Stelle von dem Übel, das dem Verfasser dereinst widerfahren und vom immerwährenden Kampf des Guten gegen das Böse berichtet. Wollt wagen mir euer ungeduldig Ohr zu leihen und werdet zutiefst entsetzet sein von dem, was sich hier zugetragen!

I. Akt

Es war einer dieser drückend schwülen Augusttage, da ich in meinem kleinen, stickigen Arbeitszimmer stundenlang über meiner Remington hing und zorniger Verdruss über den Mangel an Einfällen für ein weiteres Brevier mich überkam. 

  Es war einer dieser Tage, an denen man entweder seine Mutter erschießen oder sich den ganzen Tag Bärbel Schäfer anschauen könnte und an denen der Verstand langsam in einer Flasche Scotch versinkt. Und als ich nun so da saß und mit zitternden Händen ein Glas nach dem anderen in mich hineinschüttete, da wurde mein Zimmer plötzlich von undurchdringlichem Rauch erfüllt und schwefeliger Gestank breitete sich aus. Dann trat eine in einen düsteren Umhang gehüllte, gesichtslose Gestalt aus dem dichten Nebel, nahm mich bei der Hand und führte mich in die nächtliche Stadt, um mich zu versuchen, dass ich schwach würde und ihn, den Herrn der Fliegen, anbetete.
"Tritt ein und lass alle Hoffung fahren"

II. Akt

Er führte mich zu einem Ort, der da hieß "Soundgarden" und er sprach: "Ich will dir knallbunte Second-Hand-Fetzen geben und gefärbtes Haar, wider jeden Geschmacks. Ich will dich Tanzen lehren, als hättest du einen Zitteraal in der Hose und ich will jedes deiner Körperteile mit silbernem Geschmeide behängen, auf dass alle schönen Jungfrauen dich anhimmelten." Doch ich wandte mich befremdet ab und ließ den Ort höllischen Getöns wortlos hinter mir. Da führte der Satan mich zu einer Gaststätte, die ward "Charly´s Klöneck" genannt und war ein Ort schauderlichen Grauens. "So begib dich hinein und schließ dich der stimmungsvollen Runde an. Unstillbaren Durst nach geistigem Trank will ich dir allabendlich geben. Vulgäres Wort soll über deine Zunge schlüpfen und mit Fußballübertragungen will ich dich in süße Verzückung versetzen, so dass du jeden Abend wiederkehrst und dein Leben lang nicht mehr frei wirst."

Doch ich trotze auch diesem verlockendem Angebot gottesfürchtig und da der gefallene Engel nun erkannte, dass ich seinen Lockungen nicht verfiel, führte er mich fort, um mir zu zeigen, wo all die, die nicht widerstanden hatten, nun ihr unfaßbares Dasein fristen müssen. Er nannte es "Zum fidelen Bauern", doch noch heute schwant mir, dass ich des Fegfeuers gewahr wurde.

III. Akt

Nicht den Adeligen, nicht den reichen Kaufmann, sondern den einfachen Mann von der Straße fand ich hier! Die traurigen Seelen klammerten sich nach hartem Tagwerk an den Tresen und wühlten in den Taschen ihres Blaumanns nach den letzten Groschen fürs kühle Blonde. Einsame, vom Leiden gezeichnete Gestalten murmelten und krächzten unverständliche Laute in ihre Pilstulpe und stießen dann und wann völlig zusammenhangslos kreischende Lachsalven in den tristen Raum.

Andere wiederum, in sportlichem Ausgehdress und mit ölverschmierter Kawasaki-Kappe, tauschten Lebensweisheiten und sinnierten lallend über Trainerwechsel, Sozialhilfe und Nockenwellen-Einbau.

Liefe man nackt durch den Petersdom, man hätte nicht größeres Aufsehen erregen können, wie ich beim Betreten des Lokals. Neuer Gesichter wurde man hier wohl eher selten angesichtig und so ließ man mich denn auch den ganzen Abend nicht mehr aus den Augen.

Unbändige Furcht griff mit eisiger Klaue nach mir, als die Eingangspforte hinter mir donnernd ins Schloss fiel und ich mich nun allein inmitten dieses traurigen Ortes fand. Eine Unzahl dämonischer, mit Spinnweben überzogener, ausgestopfter Waidmanntrophäen blickten mich grimmig aus toten Augen an und die nicht minder leeren Blicke der hierher Verdammten mochten mein Unbehagen nicht zerstreuen.

Dazu noch die schwere Luft. Eine Kreation aus Camel, Korn und Castrol zwängte sich in die Lungenflügel, die mich in ihrer Intensität an den Duft meines gehörnten Freundes erinnerte und bei der menschenverachtenden Blasmusik hätten sich meine Gehörschnecken am liebsten in ihre Häuser verkrochen.

Da ich mich gesetzt hatte, kam nach vielen Minuten der Verwirrung nun doch die Wirtin herüber und fragte nach meinem Begehren. Hunger plagte mich unbarmherzig und ich sehnte nach Linderung, aber die Frage nach einer Kleinigkeit zu essen stieß bei der guten Frau auf noch mehr Unverständnis und so bekam ich nur ein "Hier gib’s nur zum Trinken!" zur Antwort.

Genötigt den argwöhnischen Blicken der Gepeinigten zu entgehen, beschloss ich, das Interieur genauer in Augenschein nehmen. Irgendwie wirkte alles sehr vertraut und doch befremdend. Fußballwimpel und vertäfelte Wände (wobei mir sofort das alte Heimwerkerzitat: "Hömma, schön Paneele untere Decke, haste immer Ruhe mit!" zu Sinnen kam.) verbreiteten miefige Vereinshausatmosphäre. Ein unheiliges Los hatten jene zu tragen, die dazu verdammt waren, wohl für ewig vor dem Groschengrab zu sitzen und ihr letztes Hab und Gut zu verspielen.

Bei einem Blick in einen Nebenraum entdeckte ich einen schier unbeschreiblich dicken Mann, der ganz offensichtlich in einem viel zu schmalen Lehnstuhl feststeckte und somit gezwungen war, sich ein sterbenslangweiliges Fußballspiel anzusehen. Wobei die arme Kreatur schon nach der ersten Halbzeit so gebrochen war, dass sie nun völlig apathisch vor dem flackernden Kasten verharrte und das Bier in der Hand verschalen ließ.

Als ich diesen bitteren Schierlingsbecher, den man hier Bier nannte, widerwillig getrunken hatte, sah ich mich gezwungen, eiligst den Abort aufzusuchen. Doch als ich die Klobrille aufgerissen hatte, musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass mein Vorgänger augenscheinlich über eine gesegnete Verdauung verfügte. Zuviel der Pein!

Die Dämme meines Verstandes drohten unter all diesen schrecklichen Eindrücken zu bersten und mich dem Wahnsinn preiszugeben und wie von tausend Teufeln verfolgt, rannte ich aus dem Lokal und machte nicht eher halt, bis diese grauenvolle Stätte ewiglichen Leids vom Dunkel der Nacht verschlungen war.

An diesem Abend beschloss ich dem Herrn mit diesem Buch auf Ewig zu danken und es dem treuen Leser als mahnenden Ratgeber an die Hand zu geben.

Atmosphäre: 

"Twin Pils", "Akte eX"

Gäste:

Kalli & Mulder

Musik:

Musikantenstadl: Seit 20.15 Uhr wird jetzt zurückgesungen

Einrichtung:

Vertäfelungs-Fatalismus und Trophäen-Tristesse

Toilette:

bessere Waschküche, für Ernährungswissenschaftler lohnt sich in Blick in die stets gut gefüllten Schüsseln!

Preise: 

Töfte

Bewertung: 

 

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