Merlin | |
Robert de Borron war wahrlich ein Dichter - "dichter" geht's nimmermehr. Denn als der angelsächsische Lyriker um 1200 n. Chr. seine Feder spitzte, um seinen Roman über den Magier und Propheten der Tafelrunde um König Arthus und seine wackeren Recken auf ihren feurigen Rössern aufs Papier zu bannen, hatte er sich wohl gerade beim Hof-Medicus ein Bündel Hanf besorgt und nach der beiliegenden Packungsbeilage daraus einen wahrhaft prächtigen, wohlriechenden und sagenhaft himmlisch schmeckenden Joint gebaut.
Während man über die Entstehung des Merlin-Romanes nur spekulieren kann, so kann man doch mit Gewissheit feststellen, dass de Borrons Trip-Fantasien einen nachhaltigen Einfluss auf die Soester Jugendkultur hatten. Wie ließe sich sonst erklären, dass
eben jene Kneipe, die den Namen dieses Mittelalter-Copperfield erhielt,
sich so großer Beliebtheit unter den Kids erfreut? Traditionsbewusst
treffen sie sich in großer Runde in dieser durchaus gemütlichen Schankstube und pflegen das Gedankengut de Borrons. O.K., nicht alles ist mehr so wie zu König Arthus’ Zeiten. Statt mit Ale füllt man die Gläser jetzt mit Whisky-Cola oder Wodka-Lemon. Statt süßlichem Minnesang erklingt jetzt Indie-Gegrummel und Wave-Mystik. Doch trifft man hier immer noch vereinzelt auf in schwarze Mäntel gehüllte Merlin-Jünger, die mit schwarz gefärbtem Haar und Kajalstift um die glasigen Augen durch die Räume schweben, berauscht durch diese wohlriechenden Kräuter, die sie jetzt anstatt beim Medicus aus dem fernen Amsterdam holen müssen. Doch auch wer nicht zu den Anhängern angelsächsischer "Dicht"-Kunst gehört, wird eine freundliche Atmosphäre vorfinden. Allerhand interessante Leute, eine Vielzahl berauschender Getränke und zur Zerstreuung Billard und Kicker laden zu längerem Verweilen ein. Empfehlenswert!
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